Thema New Work

Autor: smartvillage
Veröffentlicht 19. März 2019

Let’s talk new work: Kundenversteher und Co-Founder Lukas Koppitz

New Work. Was ist das eigentlich? Im smartvillage reden wir immer über den Perspektiven- und Tapetenwechsel, der geniale Gedanken verspricht. Über das Frei- und Querdenken. Über Räume, in denen echte Innovationen entstehen. Über all die Dinge, die Workshops und Coworking so „anders“ machen. Ist das New Work? Fragen wir doch einfach die Menschen im smartvillage. Heute mit Kundenversteher Lukas Koppitz.

Hi Lukas!

Man merkt: die Arbeitswelt verändert sich. Angeblich zum Besseren. Doch warum trifft man immer noch auf unglückliche Mitarbeiter und wenig Innovationen? Was läuft da falsch?

Es gibt in vielen Konzernen noch Strukturen, die sich an das Wachstum und den Wandel nicht angepasst haben. Wir haben viel mehr Mitarbeiter in immer größer werdenden Konzernen.

Das führt dazu, dass einzelne Mitarbeiter sich unwichtig fühlen und keinen Überblick mehr über das große Ganze haben, in dem sie arbeiten. Sie wissen nicht, warum sie etwas tun und was sie alles bewegen.

Dadurch verlieren Mitarbeiter etwas, das ganz wichtig ist: Das Gefühl, ein bedeutender Teil von etwas zu sein.

Mitarbeiter in Startups träumen beispielsweise davon, dass sie mit ihrer Firma und ihrem Produkt oder ihrer Dienstleistung das Leben von sehr vielen Menschen direkt verändern und verbessern können.

Sie wissen, dass sie ein bedeutender Teil von etwas sind, fühlen sich geschätzt und können davon träumen, etwas zu bewegen. Und wollen wir das nicht alle?

Wenn du nicht träumen kannst, bist du auch nicht innovativ.

 

Also wo Mitarbeiter in Konzernen vielleicht nur von der nächsten Gehaltserhöhung träumen, weil sie gar keine andere Möglichkeit haben, ihre Bedeutung zu messen, fühlen sich Mitarbeiter in Startups schon durch das, was sie leisten, von Bedeutung. Was können Konzerne also besser machen?

Die Konzerne, oder allgemein große Unternehmen, haben schon gemerkt, dass irgendwas nicht richtig läuft. Deswegen wird ja bereits sehr viel versucht: Accelerators, Bootcamps und Innolabs, um nur einige Maßnahmen zu nennen.

Zuerst sollte man aber versuchen, den Mitarbeitern mehr Freiraum zu geben. Keiner sollte mehr als 80 Prozent seiner Zeit mit ganz konkreten Aufgabenstellungen ausgelastet sein. Der Rest der Arbeitszeit sollte den Mitarbeitern zur Verfügung stehen, um das Unternehmen, in dem sie arbeiten, richtig kennenzulernen und auch mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Im eigenen Unternehmen, wie auch außerhalb.

Erst wenn man befreit vom Alltag diesen Überblick gewinnen kann, entstehen Ideen, Träume und damit auch Innovationen.

Damit diese auch richtig zur Geltung kommen, ist die Unternehmensleitung gefragt. Gute Ideen müssen gefördert werden. Neue Ansätze müssen ausprobiert werden und man muss den Mut haben, auch mal zu scheitern.

Wenn gute Ideen aufgrund von Strukturen oder aus Angst vor Fehlern gar nicht erst weiterverfolgt werden, können einfach keine Innovationen entstehen. Dann stoßen auch die Mitarbeiter immer wieder an ihre Grenzen, behalten die nächste gute Idee einfach für sich und gründen lieber selbst ein Unternehmen oder machen sich selbstständig.

 

Ein Weg, es besser zu machen, ist New Work. Man findet ja im Internet allerlei Definitionen dazu. Was bedeutet New Work für dich?

Es gibt unglaublich viele Menschen, die unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen haben. New Work geht darauf ein und erreicht durch Flexibilität, dass all diese Menschen zusammenarbeiten können und dabei zufrieden sind.

Bei New Work geht es auch um die Flexibilität in der Arbeitswelt.  New Work geht auf den einzelnen Mitarbeiter ein und gibt ihm durch neuen Freiraum genau das, was er braucht, um glücklich zu sein und einen guten Job zu machen.

Flexibilität ist sicher eine gute Eigenschaft. Doch was ist, wenn ein Mitarbeiter mit dieser Flexibilität nicht klarkommt?

Die Mitarbeiter müssen ja nicht flexibel sein. Es sind die Unternehmen, die flexibel auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingehen müssen.

Wenn man merkt, dass immer mehr Mitarbeiter sich ein Open Coworking Space wünschen, muss es die Möglichkeit dazu geben. Jemand, der sein eigenes Büro braucht, soll auch das kriegen. Zumindest sollten die Wünsche der Mitarbeiter nicht kategorisch ausgeschlossen werden, sondern in einem auf Augenhöhe geführten Gespräch geklärt werden.

Es ist natürlich nicht zielführend, wenn ein Unternehmen für seine Mitarbeiter bestimmt, dass jetzt alle flexibel sein müssen. Es geht darum, auf jeden Mitarbeiter einzugehen und ihm nichts aufzuzwingen. Letztendlich haben wir heutzutage vor allem in den deutschen Großstädten einen von Arbeitnehmern getriebenen Arbeitsmarkt. Kein Unternehmen muss flexibel sein, aber um an die guten Mitarbeiter zu kommen und diese zu halten, ist es fast unabdinglich geworden.

 

Mal angenommen, jemand aus einer Unternehmensleitung kommt auf dich zu und bittet dich um einen Tipp für New Work. Welchen Ratschlag würdest du ihm geben?

Frag deine Mitarbeiter, was sie wirklich wollen!

Wenn du ein neues Konzept für New Work entwickelst und dafür neue Räume planst, mach das zusammen mit den Mitarbeitern, die in diesen Räumen sitzen. Damit signalisierst du deine Wertschätzung und machst die neuen Räume wirklich zu den Räumen deiner Mitarbeiter.

Und ganz wichtig: Plane nicht für fünf Jahre. Sei dir bewusst, dass sogar in fünf Monaten schon wieder alles anders sein kann.

 

Warum sollten Unternehmen in neue Räume investieren, wenn sie vielleicht in fünf Monaten schon wieder alles entsorgen müssen?

Du musst nichts entsorgen, wenn du flexibel und kreativ bist.

Unser beliebtester Projekttisch im smartvillage ist eine Tischtennisplatte. Man kann darauf gut arbeiten und zwischendurch Tischtennis spielen, um den Kopf frei zu bekommen. Wenn die Tischtennisplatte im Weg ist, wird sie zusammengeklappt, in die Ecke geschoben und dient als Schreibunterlage für Flipcharts.

Es geht darum, aus den starren Strukturen auszubrechen. Wir sehen die Dinge immer so, wie sie „sind“, aber selten sehen wir, was sie alles sein könnten.

 

Glaubst du, dass New Work sich in Zukunft etablieren wird?

Die Arbeitswelt verändert sich und diese Veränderung nennt sich New Work. Eine Form der Arbeit, die sich an verschiedene Lebens- und Arbeitsmodelle anpasst. Diese Veränderung findet bereits statt.

Unternehmen, die sich dieser Veränderung verweigern, werden es schwer haben. Wenn die Konkurrenz flexibel ist und dadurch glücklichere und leistungsstärkere Mitarbeiter hat, wird sie immer einen Vorsprung haben.

Darwin hat gesagt, dass die überleben, die sich am besten anpassen können. Das gilt auch für Unternehmen.

 

New Work heißt nicht, dass alle machen können, was sie wollen. In Projekten muss es Prozesse und Strukturen geben, damit sie zielführend sind. Wie lässt sich das umsetzen, ohne die Flexibilität einzugrenzen?

Man sollte nicht zu viele Prozesse schon vor dem Projektstart festlegen. Man kann ein Ziel, bestimmte Milestones oder das Budget definieren und damit einen groben Rahmen schaffen.

Bei einem Kick-Off-Meeting wird dann geschaut, welche Prozesse gebraucht werden. Gemeinsam mit den Teilnehmern wird dann entschieden, in welchen Prozessen und Strukturen gearbeitet wird.

Aber auch hier gilt wieder: Wenn man auf dem Weg feststellt, dass die Prozesse nicht gut für das Projekt und die Teilnehmer sind, muss man in der Lage sein, sofort einen anderen Weg zu gehen. Seid flexibel!